Die Oberstufe
9., 10., 11., 12. Klasse
Der Schritt in die Selbständigkeit
Unsere Schüler:innen sollen sich als Menschen respektiert, ernstgenommen und geschätzt fühlen. Sie werden sowohl im geistigen als auch im künstlerisch-kreativen Arbeiten gefordert und gefördert.
Fragen als Voraussetzung für selbständiges Denken werden erwartet, Fehler sind als Zeichen für mutiges Versuchen willkommen. Vorurteilsfreies Denken, Handeln und angstfreies Fühlen sind Ziel.
Wir hoffen, dass unsere Schüler:innen als mutige, selbstbewusste Menschen in die Welt gehen. Sowohl tatkräftig als auch teamfähig sollen sie sein, flexibel, voll lebenslangem Lerneifer und Optimismus.
Lehrplan und Zeugnisse
Der Lehrplan der Oberstufe entspricht dem einer allgemeinbildenden höheren Schule.
Der Unterrichtsstoff wird den Schüler:innen möglichst so nahegebracht, dass sie Zusammenhänge selbst entdecken und herstellen können.
Wir schicken die Schüler:innen immer wieder selbst auf den Weg, sich Kenntnisse und Fähigkeiten zu erarbeiten. Das stärkt den Willen und die Motivation.
Wenn es für einen Übertritt in andere Schulen notwendig ist, werden den Schüler:innen zu den schriftlichen Zeugnissen auch staatlich anerkannte Notenzeugnisse ausgestellt.
SPRACHEN
In der Oberstufe gibt es zwei Höhepunkte im Fremdsprachenunterricht: den mehrwöchigen Dramaworkshop in der zehnten Klasse, bei dem die Schüler:innen ein englisches Theaterstück einstudieren und das russische Theaterstück in der elften Klasse.
Ab der neunten Klasse können die Schüler:innen zwischen Italienisch und Russisch wählen. In der elften Klasse findet eine ganzwöchige Sprachreise statt.
KUNST
Die Schulung der Wahrnehmung, das Erfassen komplexer Zusammenhänge, das Heranbilden von emotionaler Intelligenz, die Förderung von Ausdauer und Eigenverantwortlichkeit – all das wird im künstlerischen Arbeiten herangebildet. Das Innere zum Ausdruck bringen. Der Phantasie freien Raum lassen. Ein sichtbares Werk schaffen.
PLASTIZIEREN
Plastizieren mit Ton, Gips und Stein gibt den verborgenen Kräften der Schüler:innen Gestalt. Bei einer Studienreise in der elften Klasse werden diese Fähigkeiten unter freiem Himmel im Steinbruch vertieft. Die Schüler:innen bearbeiten einen Marmorrohling und begegnen dabei den Folgen ihres Handelns: was weggeschlagen ist, kann nicht mehr ersetzt werden. Jeder Arbeitsschritt muss im Blick auf die Folgen bedacht werden.
FELDMESSEN
Gelebten Geometrieunterricht gibt es beim Feldmessen in der zehnten Klasse. Dabei werden die wesentlichen Schritte bis zum Zeichnen einer Landkarte praktisch durchgeführt. Die Schüler:innen erfahren wie eine Landkarte entsteht und welche Bedeutung die Vermessung als Planungsgrundlage von Bauwerken hat.
INFORMATIONSTECHNOLOGIE
Die Schüler:innen werden mit Hardware und diverser Software vertraut gemacht mit dem Ziel, verantwortungsvoll und gestaltend damit umzugehen. Sie werden in das algorithmische Denken eingeführt und lernen die fundamentalen Elemente und Konzepte des Programmierens anzuwenden. Sie beschäftigen sich mit dem Entwerfen und Drucken von dreidimensionalen Modellen und mit digitaler Video- und Audioproduktion.
Begleitend zum praktischen Unterricht werden in Medienepochen die Geschichte, der Aufbau und die Funktion des Computers und des Internets sowie Social Media und Künstliche Intelligenz kritisch reflektiert.
NATURWISSENSCHAFTEN
Der naturwissenschaftliche Unterricht in der Oberstufe, der von PISA-Österreich als vorbildlich bezeichnet wurde, knüpft an eine Vielzahl verwandter Epochen der ersten acht Schuljahre an. Wurde die Welt in der Tier-, Pflanzen- und Menschenkunde der Mittelstufe vor allem bildhaft und an konkreten Erlebnissen erfahren, so geht es in der Physik, Chemie, Biologie und Erdkunde der Oberstufe um die selbstständige begriffliche Auseinandersetzung mit den Erscheinungen.
Jahres- und Abschlussarbeiten
12. Klasse
In der 12. Klasse schreiben die Schüler:innen eine vorwissenschaftliche Arbeit zu einem selbst gewählten Thema. Diese Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem künstlerischen Teil.
Die Jahresarbeit ist Teil des Waldorfabschlusses und wird von den Schüler:innen ganz individuell erarbeitet und vorgestellt.
Für den Waldorfabschluss erarbeiten die Schüler:innen außerdem eine Eurythmiestück, sowie ein anspruchsvolles Theaterstück.
Sie schließen die zwölfte Klasse mit einer Kunstreise ab.
Praktika der Oberstufe
Ab der neunten Klasse zieht es die Schüler:innen in die Welt. Während eines dreiwöchigen Praktikums erleben sie in jedem Schuljahr einen anderen Teilbereich der Berufswelt.
Wer bin ich? Wo stehe ich? Was will ich? Große Fragen – manche Antwort findet sich im Praktikum.
Die Praktika werden von den Fachlehrer:innen in Zusammenarbeit mit den Tutor:innen und engagierten Eltern entwickelt und ausgeführt. Diese stellen einen wesentlichen Teil der Ausbildung in der Oberstufe dar. Die Schüler:innen verbringen zusammengerechnet fast ein ganzes halbes Jahr in unterschiedlichen Berufsfeldern.
Landwirtschaftspraktikum
9. Klasse
In der neunten Klasse können die Schüler:innen bisherige Erfahrungen und Wissen über Gartenbau und Ackerbau beim Landwirtschaftspraktikum anwenden:
Einzeln oder in Zweierteams verbringen sie drei Wochen in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Sie lernen Lebens- und Arbeitsweise der Bauern und Bäuerinnen kennen.
Eine einmalige Erfahrung, die für viele Schüler:innen ein Leben lang nachwirkt.
Handwerkspraktikum
10. Klasse
In der zehnten Klasse lernen die Schüler:innen in einem dreiwöchigen Handwerkspraktikum die Arbeitswelt einer Handwerksstätte im Wiener Raum näher kennen.
Das handwerkliche Geschick, das sie bis dahin erworben haben, können sie nun im praktischen Alltag unter Beweis stellen.
Die gesammelten Erfahrungen fördern die frühzeitige Auseinandersetzung mit den beruflichen Perspektiven nach der Schulzeit und werten gleichzeitig den Lebenslauf auf.
Frei ist der Mensch,
insofern er in jedem Augenblick seines Lebens
sich selbst zu folgen in der Lage ist.
Rudolf Steiner
Betriebspraktikum
11. Klasse
Das Betriebspraktikum in der elften Klasse wird hauptsächlich in Wiener Betrieben durchgeführt. Die Schüler:innen sammeln erste praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt und erfahren, wie ein typischer Arbeitstag aussieht. Daneben lernen sie die unterschiedlichen Abteilungen und Arbeitsabläufe in einem Unternehmen kennen.
Die Schüler:innen wählen nach eigenen Interessen einen für sie passenden Betrieb aus – oft werden hier erste Weichen gestellt und Kontakte für später geknüpft.
Steinhaupraktikum
11. Klasse
In der elften Klasse fahren die Schüler:innen für zehn Tage in einen Steinbruch nach Kroatien und bearbeiten einen Marmorrohling.
Ausdauer und Geduld werden geübt, die werdende Gestalt muss ständig mit dem im Moment vorhandenen, in ein fruchtbares Verhältnis gebracht werden.
Dabei begegnen die Jugendlichen den Folgen ihres Handelns: was weggeschlagen ist, kann nicht mehr ersetzt werden. Jeder Arbeitsschritt muss im Blick auf die Folgen bedacht werden.
Sozialpraktikum
12. Klasse
Die Schüler:innen der zwölften Klasse erleben in einem dreiwöchigen Sozialpraktikum konkrete Begegnungen mit Menschen, die Hilfe benötigen. Sie bekommen Gelegenheit, einen Blick in eine Welt zu werfen, die sie vielleicht bis dahin kaum wahrgenommen haben.
Die Arbeit erfordert Ausdauer, Verständnis, Reife, aber auch Humor. So kann aus einer nicht alltäglichen Begegnung mit einem Menschen am Rande unserer Leistungsgesellschaft initiatives Tun und verständnisvolles Mitgefühl entstehen.
Sie bekommen Aufrichtigkeit und echte Dankbarkeit als Geschenk zurück.